Wing Commander

Vor einiger Zeit lief in einigen wenigen Kinos der Film "Wing Commander". Leider startete der Film nicht in Münster und wir werden wohl nicht in den Genuß kommen, ihn doch noch in der deutschen Version zu sehen. In den Vereinigten Staaten von Amerika war der Film ein Flop, da zeitgleich solche "Blockbuster" wie STAR WARS - Episode 1 und andere lang erwartete Filme liefen.

Der Film "Wing Commander", der laut Chris Roberts eine Mischung aus "Starship Troopers" und "Top Gun" sein soll, ist jedoch nur ein "Nachfolger" in einer langen Erfolgsstory.
[Nicolas J. Artley]
Vor einiger Zeit lief in einigen wenigen Kinos der Film "Wing Commander". Leider startete der Film nicht in Münster und wir werden wohl nicht in den Genuß kommen, ihn doch noch in der deutschen Version zu sehen. Einige Mitglieder des "Thoregon Münster e.V." nutzten jedoch die Chance und besuchten den Film in Essen. In den Vereinigten Staaten von Amerika war der Film kein sonderlich großer Erfolg, da zeitgleich solche "Blockbuster" wie STAR WARS ? Episode 1 und andere lang erwartete Filme liefen. Auch in Deutschland ereilte den Film das gleiche Schicksal.

Der Film "Wing Commander", der laut Chris Roberts eine Mischung aus "Starship Troopers" und "Top Gun" sein soll, ist jedoch nur ein "Nachfolger" in einer langen Erfolgsstory. Begonnen hatte eigentlich alles 1988. Chris Roberts, der Mitbegründer des Computerspieleherstellers ORIGIN wollte eine Weltraumspiel auf den Markt bringen. Da er begeisterter Fan der Serie "Kampfstern Galactica" war, wollte er am liebsten ein Computerspiel rund um die Fernsehserie entwickeln. Die ersten Verhandlungen mit dem Lizenzgeber waren zu Anfang recht erfolgsversprechend, wurden aber später aufgrund zu hoher Lizenzabgaben eingestellt. Aus diesem Grund entwickelte er sein eigenes Wing Commander-Universum.

Das erste Spiel erschien 1990 und benötigte damals "nur" einen 80286 und war eines der ersten CD-ROM-Spiele die damals überhaupt auf den Markt kamen. Es war ein Arcade ähnliches Spielsystem, mit dazwischen eingeblendeten Animationssequenzen (EGA-Grafik). Aber gerade diese brachten einen dazu, eine Mission nach der anderen zu fliegen. Häppchenweise bekam der Spieler Hintergrundinformationen zu einigen Personen genannt. So erfuhr er etwas über die ehrenvolle Kultur der Kilrathi, den "Katzen" im Hintergrund (ich mochte Emperor Ralgha nar Hhallas und Prinz Thrakath). Als Konföderationspilot kämpft man in der Rolle des Lieutenant Christopher Blair gegen die "aufrecht gehenden Tiger", genannt Kilrathi, deren Imperium im Krieg mit der "Terranischen Konföderation" steht. Ein Warum wurde damals noch nicht erklärt, war für die Spielhandlung jedoch auch nicht notwendig, da man doch den Krieg beenden sollte. Jahre später werden wir es aber doch noch erfahren ...

Die eigene Spielfigur wurde bei jeder Kampfmission von einigen Flügelmännern bzw. NPCs (Non-Player-Character) auf die wir immer wieder treffen werden, begleitet. Als erstes zu nennen wäre der Standort, der Personen. Geflogen werden sämtliche (Ausnahmen bestätigen die Regel) Missionen von dem Raumträgerschiff "Tiger?s Claw". Als "Begleitung" trifft Blair immer auf den sehr aufgedrehten und draufgängerischen Piloten mit dem Rufzeichen "Maniac". Warum er dieses hat, wussten wir bis zu Film übrigens auch nicht ...

Dann gibt es den erfahrenen Piloten mit dem Rufnahmen "Palladin", der irgendwie ein fliegender "Scotty" ist, oder die fränzosische Commandantin Devereux mit dem traumhaften Rufzeichen "Angel". Alles zusammen hält in der Kommandohierarchie Admiral Tolwyn. Zusammen erlebten sie im Computerspiel so einiges. Hatte man alle Einsätze geflogen, warteten alle, die ich kenne, sehnsüchtig auf einen Nachfolger zu dem Spiel.

Die Spieler der Welt und Kilrathi-Anhänger wurden erhört und so wurde das zweite Computerspiel der Wing Commander ? Serie entwickelt. Es erschien zwei Jahre später und benötigte bereits einen 80386-Prozessor für den flüssigen Spielablauf (wohl dem, der einen 80286 mit einem Co-Prozessor sein eigen nannte ...). Der Spieler traf erneut auf die liebgewonnenen Figuren aus dem Vorgänger und flog, da die Tiger?s Claw im Vorspann vernichtet wurde dieses mal auf einem anderen Träger, der "Concordia" seine Abenteuer. Am Spielprinzip hatte sich nicht viel verändert und auch die Grafik war noch sehr ähnlich. Die Missionen waren wie in Teil 1 noch linear ...

Dies sollte sich mit dem 3. Teil des Spieles grundsätzlich ändern. Chris Roberts bzw. die Firma ORIGIN erdachte ein komplett neues Spielsystem ? ein "Interaktive Movie" (Originalzitat). Mit Produktionskosten in mehrstelliger Millionenhöhe mit denen man einen ganzen Spielfilm hätte produzieren können, gingen die Macher einen recht innovativen Weg. Es gab zum ersten mal Videosequenzen in einem echten DOS-Spiel. Neben einer mehreren Minuten langen Einleitung, in der die Story weitererzählt wurde und einer recht netten Endsequenz nach Beendigung des Spiels, gab es zwischen annähernd jeder Mission eine Videosequenz, die gleichzeitig einen Einfluß auf den weiteren Fortgang des Spiels hatte. Sämtliche Sequenzen wurden überigens mit der sogenannten blue-box Technologie gefilmt, d.h. es wurden keine Kulissen gebaut, sonder alles per Computer generiert. Als Besonderheit bliebe noch zu erwähnen, das nicht nur unbekannte Schauspieler für die Charakterisierung ausgewählt wurden. Nein, es waren sogar so bekannte Schauspieler wie Mark Hamill (Star Wars), Malcolm McDowell (Star Trek - Treffen der Generationen) oder John Rhys-Davies (Sliders, Indiana Jones, Star Trek Voyager) zu sehen.

Handlungstechnisch knüpfte Wing Commander 3 ? Das Herz des Tigers" nahtlos an den beiden Vorgängern an. Die Zeit ist auch an unseren Helden nicht vorbeigegangen und so hatten wir es mit Colonel Blair zu tun, der von Admiral Tolwyn auf den Konföderalen Superträger "Victory" versetzt wurde. Dort traf er wieder auf Maniac, dem er wieder treu zur Seite stand ? oder war es umgekehrt? Nun ja, die Einleitung des Spiels schockierte damals den Spieler ein wenig, befand sich doch in der Introsequenz eine der Lieblingsfiguren in Gefangenschaft, Blairs große Liebe, die Kampfpilotin "Angel" Devereux. Zum ersten mal hatte der Spieler dieses Mal die Möglichkeit, sich auch einen Kilrathi als Flügelmann auszuwählen, war doch ein solcher an Bord der "Victory". Hobbes, so der Name, war ein übergelaufener Kilrathi, was aber auch irgendwie sein Schicksal war. Keiner der anderen Piloten wollte freiwillig mit dem "Feind" als Sicherung fliegen. Der Kilrathi Hobbes war aber toll charakterisiert und es machte damals echt Spaß, mit einer "lieb ausschauenden Katze" aber auch "krallenscharf gefährlichen Kampfmaschine" zu fliegen.

Alles im allen war der 3. Teil echt Klasse und ich erwische mich auch heute, im Frühjahr 2000 noch immer, wenn ich mal wieder mit Hobbes auf Katzenfang fliege... getreu dem Motto "Und wenn mal keine Star Trek-Folge auf SAT-1 läuft, schau ich mir halt Wing Commander 3 an." (O-Ton eines Spieleredakteurs).

Eigentlich sollte man ja meinen, das aller guten Dinge drei sind. Für Wing Commander gilt das scheinbar nicht. So stand passend zum Weihnachtsgeschäft 1995 der 4. Teil der Wing-Commander-Saga in den Händlerregalen. Die Testergebnisse waren, anders als wegen der Zahl vielleicht erwartet, überaus positiv. Das Spiel übertraf erneut alle Erwartungen ? nicht nur von der Spielerseite her gesehen, sondern auch an der ganzen Aufmachung.

"Wing Commander 4 ? Der Preis der Freiheit" verschlang sage und schreibe 9 Millionen US$ (18 Mio. DM!) an Produktionskosten. Die meisten Kosten entstanden hierbei wieder bei den Filmsequenzen. Dieses mal verzichtete Chris Roberts auf die bewährte Blue-Box-Technologie. Statt die Darsteller per Computer an die richtige Stelle des Bildes zu kopieren, so wie es im Vorgänger gemacht wurde, wurden echte Kulissen gebaut. Die bekannten Schauspiele aus dem 3. Teil hatten auch in Teil 4 wieder ihre Auftritte. Blair, wieder von Mark Hamill gespielt, hatte sich nach dem gewonnenen Krieg gegen die Kilrathi auf seinen Ruhesitz zurückgezogen und das Leben eines Farmers genossen. Weit ab von der Zivilisation wunderte er sich über einen Einberufungsbefehl von Admiral Tolwyn. Die Grenzwelten wollten sich von der Konföderation lossagen und eine eigene Allianz formen. Dafür war ihnen jedes Mittel recht ? auch der Überfall von zivilen Lazarettschiffen... da musste Blair doch helfen, oder?!

Technisch waren wir mittlerweile bei einer Videoauflösung von 1024*768 bei 65000 Farben angelangt. Schaute man sich die Videosequenzen an oder saß man im Cockpit eines Kampffliegers und schaute sich darin um ? man könnte fast meinen, daß es eine Entwicklung für einen professionellen Raumkampfsimulator wäre ? sah man schön und detailliert gerenderte Planeten und Raumschiffe. Echt Klasse.

Später gab es noch einen weiteren Teil im Wing Commander Universum. Teil 5 mit dem verheißungsvollen Namen "Wing Commander: Prophecy" ließ zu Anfang wieder die Spieler gebannt auf den Erscheinungstermin des Spieles warten, konnte aber nicht mehr so fesseln wie Teil 1 bis 4. Ich glaube, es lag daran, das die Kilrathi mittlerweile besiegt waren, und auch der Bürgerkrieg ähnliche Zustand mit den Grenzwelten in dem Vorgänger abgehandelt wurde. Teil 5 erdachte sich eine neue uralte Rasse, die alle paar tausend Jahre in die uns bekannte Galaxie vordringt. Der Spieler hatte somit gegen eine Art Insekt zu fliegen. Zwar gab es immer wieder neue Waffen, die man sich erspielen konnte, doch als Spieler konnte man kein echtes "feeling" wie zu den Kilrathi aufbauen. Vielleicht lag es ja einfach daran, das die Kilrati zwar kämpfen und siegen wollten (siehe Klingonen) aber auch so etwas wie einen Ehrenkodex hatten. Die Insekten repräsentierten lediglich das dunkle, böse Volk, das alles vernichten wollte (die Shadows aus BABYLON 5 lassen grüßen). Die Stimmung konnte also für den echten WC-Fan erst gar nicht richtig aufkommen.

Apropos Stimmung: Wer die Teile 1-4 immer wieder durchzockte, weil das Spielprinzip und die Handlung einfach zueinander passte, der konnte seine Zeit im Wing Commander Universum auch fernab des heimischen Computers frönen. Wie das? ? Na, ganz einfach. Es gab (und gibt es noch immer) von einem amerikanischen Verlag (Bean Books) Romane zu den Computerspielen. Insgesamt gibt es 5 Taschenbücher, die sich mit der Kultur, den Charakteren und den politischen Begebenheiten im WC-Universum beschäftigen. Abgedeckt wurde der Bereich des Kriegseintritts der Konföderation mit den Kilrathi ebenso, wie die Handlungen der Spiele von Teil 1 bis 4. So erfahren wir übrigens im letzten Buch, warum gerade Admiral Tolwyn zum Kriegstreiber fungierte und er den Konflikt mit den Grenzwelten provozierte. Zu Teil 5 gibt es aus bereits genanntem Grund jedoch keinen Roman ? er wäre auch gar nicht notwendig gewesen.

Ja, und nun hat uns der sechste Streich des Wing Commander-Universums erreicht ? der Kinofilm zu Wing Commander. Wer die Chance hatte, den Film zu sehen, wird sehr wahrscheinlich geteilter Meinung sein. Für den Fan der originalen Wing Commander Spiele (1-4) war es sicherlich DAS Kinoereignis (von SW-Episode 1 mal abgesehen). Der "normale" Besucher des Films wird aber sicherlich so einige Schwierigkeiten mit der Handlung gehabt haben. Einige sprachen mich mittlerweile auch darauf an, das es doch nicht sehr realistisch wäre, wenn von einer Startrampe im Weltraum ein kollidiertes Kampfshuttle von einem Roboter aus dem weg geschoben würde, das Shuttle jedoch, sobald es die Kante der Startrampe passiert hat, wie ein Stein nach unten fällt. Nun, den Anspruch auf absoluten Realismus will "Wing Commander ? Der Film" auch gar nicht erfüllen. Es sollte lediglich eine gute Unterhaltung für ein paar Kinostunden sein. Wen stört schon die Realität, wenn es zu der Dramaturgie des Films passt? Ein anderer Film, der z.Zt. im Kino läuft (Galaxy Quest) strotzt ja auch nicht an Akuratheit und trotzdem amüsiert man sich prächtigst, oder?

Wing Commander der Film wurde übrigens auch von Chris Roberts entwickelt, als auch produziert. Er gründete aus einigen Einnahmen der Spielereihe seine eigene Filmfirma, mit dem Namen "Digital Anvil". Die Spezialeffekte und Weltraumsequenzen kamen dabei auch aus dem eigenen Mutterkonzern, der Spielefirma ORIGIN SYSTEM INC. Gedreht wurde, nicht nur aus steuerlichen Gründen, in unserer direkten Nachbarschaft, dem Steuerparadies Luxemburg. Angesiedelt ist der Film, zeitlich gesehen, vor dem 1. Computerspiel. In dem Film können wir Colonel Blair und seine Kumpanen noch einmal in seinen "Flegeljahren" erleben.

Der Film beginnt mit einer sehr schönen Introsequenz, fast so, wie wir es von den Spielen her gewohnt waren. Zu der Stimme von John F. Kennedy, der die Eroberung des Weltraums propangiert sehen wir eine Sternenkarte. Anhand dieser werden sehr eindrucksvoll die "Eroberer" desselbigen, die Pilgrims vorgestellt. Sie waren eine "Gilde", die wegen ihres Verständnisses des Alls die Zusammenhänge der Pulsare erkannten und die ersten Kartierungen der Sonnensysteme schufen. Anhand dieser, konnte sich die terranische Konföderation orientieren und auch ausbreiten. Die Entwicklung eines Spezialcomputers, im Film nur kurz A.I. (Artificial Intelligence ? Künstliche Intelligenz) genannt, ermöglichte der Konföderation eigentlich erst, mit den "Jump Points" (eine art Schwarzes Loch) in die Tiefen des Alls vorzudringen. Als die terranische Konföderation nun an die Grenzen des Kilrathischen Imperiums stößt und es zu einem Mißverständnis zwischen beiden kommt, führt dieses zum Krieg zwischen diesen. Mit der Kriegserklärung beginnt der lange erwartete Film. Hier treffen wir nun endlich auf den jungen "Blair" und "Maniac", sehen "Angel", die die beiden immer wieder zusammenstauchen muß und auch Rachel die Mechanikerin sehen wir in einer sehr kurzen Szene.

Auch an der Kinobesetzung wurde nicht zu stark gespart. So sehen wir Freddie Prinze, Jr. als Christopher "Maverick" Blair, Matthew Lillard als Todd "Maniac" Marshall und Saffron Burrows als Jeannette "Angel" Devereux. Wir sehen Jürgen Prochnow als Commander Paul Gerald (das Boot läßt grüßen), Tchéky Karyo als James "Paladin" Taggert und David Warner als Admiral Geoffrey Tolwyn. Wer also die Chance hat, den Film noch in irgendeinem Kino zu sehen, sollte einfach die Chance nutzen. Es lohnt sich bestimmt.
[Nicolas J. Artley]